
Auszug aus dem Motorrad Magazin Roadster. Erschienen November 2016
Autor: Guido Kupper
Karsten Glaeser-Heppler, Boss von Kawasaki Höly in Schriesheim, ist fasziniert. Das Objekt seiner Faszination: die Radical Ducati RAD 02 auf Basis der Monster 800. Diesen Umbaukit mit dem schnittigen Monocoque aus Kohlefaser und federleichtem, nur fünf Kilogramm schwerem NCR-Fachwerkrahmen muss er haben.Nach und nach formt sich in den Höly Köpfen eine Idee: Warum nicht mal ein Budget-Bike so umformen? Warum nicht eine ER-6n ?
Nach einigen Motorradskizzen und nach einem halben Jahr schließlich bricht sich die Begierde Bahn: Das Ding muss gebaut werden, es soll den Namen Radicale tragen und über seiner Umsetzung soll genau dieses Wort als Leitlinie schweben. Der Mann, der in Schriesheim traditionell mit solchen Himmelfahrtskommandos beauftragt wird, ist der Höly-Werkstattchef. Dieter Briese hat von frühesten Jugendjahren an sein Leben der Optimierung von Motorrädern gewidmet. Bis heute hat er in seinem Heimatort Krefeld mit seinem alten Kumpel Gottfried Hartmann eine Werkstatt samt Prüfstand, die alles Material dazu hergibt, auch aus simpler Serientechnik Wunderwerke zu machen.„In den 70er Jahren waren meine Motoren im Pott das Maß der Dinge, die Triebwerke, die es zu schlagen galt“, erzählt er verschmitzt.
Für die Radicale packt Dieter Briese die die Flex aus. Der fällt zuerst der Heckrahmen zum Opfer, danach allerlei unnütze Streben. Von knapp fünfzehn Kilogramm landen sieben im Schrottcontainer, die Schwinge erleichtert Briese um 1500 Gramm. Der gelernte Elektriker fertigt einen neuen Kabelbaum, der weitere drei Pfund einspart. Auch vor den Schrauben macht sein Sendungsbewusstsein nicht halt. Aluschrauben am Motor sparen ein Kilo, die am Chassis bohrt er hohl, nachdem er ihre Festigkeit berechnet hat. Der langen Überarbeitung eklatantes Ergebnis: 156 Kilogramm, vollgetankt, 50 weniger als im Serientrimm.
Doch ein leichtes Chassis mit feinen Öhlins-Komponenten ist in Sachen Performance nur die halbe Miete. Und hier kommt dann die neben dem Leichtbau zweite Leidenschaft des Herrn Briese ins Spiel: das Motorentuning. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Dieter den ER- 6-Twin vornimmt. Schon in der ersten Tuningstufe entlockte er ihm mittels umgeschliffener Seriennocken, auf 13,8 erhöhter Verdichtung, bearbeiteter Köpfe, 43er- statt 36er-Drosselklappen und einer Akrapovic-Komplettanlage pausbäckige 90 PS am Hinterrad. „Zehn PS wollte ich da auf jeden Fall draufsatteln.“ Radikale Lösungen sind gefragt, und so sucht sich der Mann eine besondere Herausforderung und adaptiert – wer hart arbeiten will, muss gut essen – die Einspritzanlage einer ZX-10 mit doppelten Einspritzdüsen samt Ram Air an den Zweizylindermotor.
„Auch wenn die Radicale straßenzulassungsfähig ist, der von uns getriebene Aufwand war enorm und steht in keinem Verhältnis zum Wert des Serienfahrzeugs“. 30.000 Euro werden hier veranschlagt.
Doch halt! Einer wäre vielleicht doch bereit, den Batzen Scheine auf den Schriesheimer Tresen zu legen. Jonathan Rea, 2015er Superbike-Weltmeister auf Kawasaki, schlich beim Glemseck 101 um die Radicale wie ein Bär um den Honigtopf und wurde im intensiven Tête-à-Tête mit Karsten beobachtet. Und er ist das Ding noch nicht einmal gefahren … Lest den ganzen Text im Magazin Roadster. Ausgabe November 2016. Zu kaufen im guten Zeitschriftenhandel oder im Internet.
Viele Spaß beim lesen, Euer Team Höly